Praktiken und Praxis. Methoden ihrer Analyse.

Die Untersuchung von diskursiven und nicht-diskursiven Praktiken bildet in den Kultur- und Sozialwissenschaften immer mehr den Ausgangspunkt empirischer und theoretischer Forschung. Dabei zeichnet sich eine Auflösung der Grenze zwischen sprach- und textorientierten Diskursanalysen und der auf die Materialität von Praktiken zielenden Erforschung von Praxisformen in Ansätzen einer am Begriff der Praxis ausgerichteten Soziologie ab. So entwickelt sich mit der Dispositivanalyse ein Forschungsstil, der den Zugang zu sozialen Strukturen und Prozessen über die konzertierte Untersuchung von diskursiven wie nicht-diskursiven Praktiken, Objektivierungen und Subjektivierungen sucht. In ähnlicher Weise grenzüberschreitend ist der Rückgriff praxistheoretischer Analysen auf diskursiv erzeugte Symbole und kulturelle Formen, ohne die in einer Soziologie der Praxis die Erforschung sozialer Praktiken und Praxisformen kaum möglich ist. Auch wenn solche Schnittmengen ein umfassenderes Verständnis der jeweils in den Blick genommenen Praktiken und damit in Verbindung stehenden Praxisformen in Aussicht stellen, sind mit ihnen theoretische und methodologische Problemstellungen verbunden. Diese Probleme mit dem Ziel zu diskutieren, diskurs- und praxistheoretische Ansätze der Soziologie miteinander in Einklang zu bringen, ist uns ein grundlegendes Anliegen. Wie eine in der Forschungswerkstatt angestrebte Korrespondenz zwischen soziologischer Diskursforschung und soziologischer Praxistheorie neue Möglichkeiten für konkrete Forschungsvorhaben generieren kann, soll im Rahmen dieses Workshops herausgearbeitet werden. Dabei steht die problem- und gegenstandsbezogene Entwicklung von Forschungsmethodologien im Vordergrund. Wir freuen uns auf einen produktiven Austausch über die Anwendung spezifischer Forschungsmethoden in den einzelnen Forschungsvorhaben der Teilnehmenden.
Ablauf
Bei einem dreitägigen Workshop im April 2011 haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Forschungsprojekte vorzustellen. Anhand dieser Projekte werden Chancen und Probleme der jeweiligen methodologischen Zugänge zur Analyse von Praktiken und Praxis verdeutlicht und gemeinsam tragfähige Konzepte zur Harmonisierung von Theorie, Methodologie und methodisch-praktischem Vorgehen entwickelt. Dazu gehört auch das Ausprobieren einzelner Methoden, auf der Grundlage der Materialien der Teilnehmenden.
Zielgruppe

Die Veranstaltung richtet sich an Promovierende und Studierende, die sich in der Phase der Vorbereitung und Durchführung ihrer Qualifikationsarbeiten befinden, die im Umkreis von Diskurs-, Praxis- und Kulturanalysen angesiedelt werden können. Für die Teilnahme ist die Präsentation eines eigenen Forschungsprojekts verpflichtend.